Wenn dein Arzt zu dir sagt, du hast eine Depression und er verschreibt dir nach dem Tod deines Kindes Antidepressiva, dann sag ihm: "Ich bin nicht krank. Ich trauere nur." Bitte ihm darum, dir Anlaufstellen zu nennen, die dich in deiner Trauer auffangen können: Diakonien, Selbsthilfegruppen, Trauerinitiativen, Hospizvereine, Sternenkinderzentren. Sag ihm, dass du keine Tabletten brauchst, die deine Gefühle unterdrücken, sondern Menschen, die deine Gefühle aushalten können: Professionelle Trauerbegleiter, selbst Betroffene, Beratungsstellen.... Wenn er dir ein Rezept über Beruhigungsmittel ausstellen möchte, damit du die Beerdigung überstehen kannst, sag ihm, dass du es aber miterleben möchtest, wenn dein Kind bestattet wird, dass deine Sinne nicht benebelt sein sollen, wenn du Abschied von ihm nehmen musst. Sag ihm, du brauchst jetzt Hilfe von Menschen, die dir helfen, mit dem Schmerz umzugehen, nicht von Medikamenten, die ihn für die Zeit ihrer Einnahme ruhig stellen. Sag ihm, dass du keine Depression hast. Sag ihm, dass du einfach nur trauerst. Trauer ist keine Krankheit. Trauer ist die normale Reaktion auf einen schweren Verlust. Zur Trauer gehören Gefühle. Große, mächtige, allumfassende Gefühle. Es ist unmöglich, Trauer mit Medikamenten zu behandeln. Du kannst Trauer mit Medikamenten aufschieben. Sie nach hinten verlegen. Aber niemals, hörst du, niemals kannst du Trauer mit Medikamenten heilen. Trauer heilt, indem du trauerst. So einfach, und gleichzeitig so schwer, ist das. Sag deinem Arzt, wenn er dir mit Antidepressiva oder Beruhigungsmitteln helfen will: "Danke. Aber ich bin nicht krank. Ich trauere nur. Bitte sag mir, wohin ich gehen kann, um echte Hilfe zu bekommen." Und wenn dein Arzt nicht antworten kann, weil er immer mit Medikamenten hilft, dann sei ihm nicht böse. Sag Danke und wende dich an den Bundesverband Trauerbegleitung - spätestens da wird man dir Menschen nennen, die dir jetzt helfen können. Besser als jede Medizin.
(Ganz schnell geschrieben, zwischen einer Begleitung und der nächsten.... Weil es mir auf der Seele und in den Fingern brannte.) Ein Bild dazu finde ich bestimmt später.
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