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Sandra Wagner

"Unsere Toten brauchen mehr Platz!"


Ich hatte kürzlich einen sehr bewegenden Traum, dessen Bedeutung sich noch einmal vergrößerte in der Kombination mit dem, was sich im Laufe des anschließenden Vormittags ereignete.

Während des Schlafens hatte ich das Gefühl, dass viele verstorbene Seelen um mich herum wären. Im Unterbewussten… auf Traumebene. "Sehen" konnte ich zwar niemanden, aber ich fühlte die Präsenz von vielen Verstorbenen um mich herum. Auch von mir unbekannten…

Es gefiel mir nicht, es machte mir Angst, und ich erinnerte mich in diesem Traum (oder eben während des Schlafens) an meine eigenen Grenzen, die ich während der letzten Tage an einem Wochenende zur Inneren Kind Arbeit kennengelernt und das erste Mal um mich herum visualisiert hatte. Ich erinnerte mich an die Aussage meiner Kursleiterin: „Wer mit Verstorbenen arbeitet und mit deren Hinterbliebenen, der bekommt manchmal auch Besuch von diesen Seelen, weil sie merken: Hey cool, da ist vielleicht jemand, der mich hören kann.“

Ich machte es während meines Traums intuitiv so, wie ich es bei eben diesen Ausbildungsblock gelernt hatte und setzte mich inmitten meiner eigenen Grenzen auf eine Wiese, zusammen mit meinem inneren Kind, das in diesem Moment friedlich schlief. Ich rief meinen Dämon dazu, der sofort zur Stelle war. Er war hellwach und ich übertrug ihm sofort die Aufgabe, auf mich und mein inneres Kind aufzupassen, während ich mich darum kümmern wollte, die Grenzen um uns herum wieder gut hochzuziehen. Als ich diese durchsichtige, aber sichere Wand (fast ähnlich wie ein Schleier, nur eben massiv und undurchdringbar), hochgezogen hatte und spüren konnte, dass mein Dämon aktiv ist und seine Aufgabe gut erledigte, da wurde ich innerlich wieder ruhiger. Ich hatte das Gefühl, dass ich in einem geschützten Raum war und dort vor den vielen Seelen erst einmal meine Ruhe hatte. Ich wollte einfach nur schlafen…

Doch dann tauchte auf einmal eine liebe Freundin in meinem Traum auf, deren Bruder vor einigen Jahren gestorben war.


Sie rief wütend:


„Unsere Toten brauchen mehr Platz!!!“

Ich wusste nicht, was ich mit ihrer Aufforderung anfangen sollte. War es OK, dass ich mir selbst meine Grenzen hochgezogen hatte? Oder müsste ich sie wieder öffnen, um all den Verstorbenen mehr Platz zu machen??? Aber nein… doch nicht in MEINEM Bereich, nicht innerhalb meiner Grenzen!

Auf einmal traf ich auf meine vor einem Jahr verstorbene geliebte Oma. Sie hatte sehr zugenommen, war „wohlgenährt“ (sie selbst würde es mit den Worten ausdrücken, dass sie fett war – das sagte sie häufig über sich selbst ☺️). Oma saß in ihrem Wohnzimmer auf ihrer alten Couch. Ich wunderte mich, warum sie hier in ihrem alten Haus war, sie war doch schon vor einem Jahr gestorben. Und ich wunderte mich auch, wie alt sie geworden war und eben auch, wie dick sie war. Ihr ging es gut, aber irgendwie war sie genervt, fast so, als sei sie zu müde um mir zu erklären, WAS GENAU sie denn so nerven würde… ihr war irgendetwas einfach „zu viel“ und sie hatte keine Lust mehr „darauf“. Worauf, das wusste ich nicht…

Das Bild von Oma verschwand dann auch wieder. Ich hatte sie noch einmal beim Gehen gestützt und irgendwohin begleitet, wo sie hinlaufen wollte (wohin weiß ich nicht mehr), weil ihr das Gehen im Traum eigenartig schwerfiel (sie war wie gesagt sehr alt und sehr dick geworden) und dann war ich plötzlich wieder innerhalb meiner Grenze hinter meinem Schleier und wollte vor all diesen Dingen einfach meine Ruhe haben und schlafen.

Der Ausruf meiner Freundin „Unsere Toten brauchen mehr Platz!!!!!!“ hallte aber noch lange in mir nach…

Als ich am Morgen aufstand, war der Traum erst einmal „vergessen“… aber irgendwann kam mir plötzlich wieder dieses Bild von meiner Freundin in den Kopf und ihr lautes Rufen über „unsere Toten“. Ich konnte nach wie vor nichts damit anfangen und versuchte mich weiter auf meine Arbeit zu konzentrieren…

Vormittags rief ich kurz meine Mutter an, weil mir irgendetwas in den Sinn kam, was ich noch mit ihr klären wollte. Ich erwischte sie gerade dabei, als sie total frustriert war wegen Amtstelefonaten aufgrund des Erbes von Omas Haus. Da kam ich wieder auf meine Oma! Ich sagte zu Mama, dass ich heute Nacht von Oma geträumt hätte, dass sie unten im Wohnzimmer auf ihrer Couch saß, total dick war, fast ein wenig faul wirkte, von irgendetwas total genervt war, aber dass es ihr sonst gut ging…

Mama freute sich und rief ganz euphorisch, dass sie mir auch etwas erzählen müsste! Sie hatte nämlich heute Morgen eine sehr bewegende „Begegnung“ mit Romy und Lenny, meinen beiden verstorbenen Kindern, ihren Enkelchen.

Als sie mir davon erzählte, weinte sie...

Sie sei heute früh wie jeden Tag auf der Terrasse gesessen zum Beten und als sie gerade für unsere Mäuse betete, bat sie Gott um einen Gefallen. Sie fragte ihn, ob er ihr bitte ein Zeichen schicken könnte, dass es unseren beiden Babys im Himmel gut geht. Gott hätte sie „gefragt“, wie sie das Zeichen denn gerne hätte und sie antwortete, dass bitte vier Vögel vor ihr vorne auf die Dachspitze fliegen sollten. Vier! Bisher ist es für Mama nämlich jeden Tag ein Zeichen gewesen, wenn ZWEI Vögel während des Gebets auf dem Dach saßen. Sie dachte dann immer, dass es Romy und Lenny sind, die ihr diese Vögel zum Gruß schicken. Heute aber stellte sie Gott auf die Probe und verlangte gleic nach VIER Vögeln. Es hätte nicht lange gedauert und eine Taube flog zur Dachspitze. Einen Augenblick später flog eine zweite Taube dorthin und setzte sich direkt daneben. Mama war total aufgeregt, als sie davon erzählte und freute sich. Dann kam als dritter Vogel eine Amsel und setzte sich mit aufs Dach! Mama konnte es kaum glauben aber es dauerte nur kurz und dann kam tatsächlich als vierter Vogel noch ein kleiner Spatz dazu! Sie war total berührt und auch verwirrt und völlig perplex! Sie fragte mich: „Sandra, war das wirklich mein Zeichen?!?“ (Klar war es das, aber ich ließ sie erst einmal weitererzählen) 😊 Sie erzählte weiter, dass sie sofort aufgestanden sei, um in der Küche ihr Handy zu holen, um die vier Vögel zu fotografieren. Aber als sie wieder herausgekommen war, wären die Vögel nicht mehr dagewesen (wer hätte das gedacht)😉

Ich fand ihre Erzählung so berührend und wundervoll und sagte schmunzelnd, dass es mir klar gewesen wäre, dass diese Situation sich nicht per Foto hätte festhalten lassen. Das ist mir schließlich auch schon so oft passiert! Zum Beispiel als ich früher wie eine Irre nach vierblättrigen Kleeblättern suchte, weil ich mir in den Kopf gesetzt hatte, dass das ein Zeichen wäre, dass Romy und Lenny mich dorthin geführt hätten. All diese Beweissammlungen waren aber nur Aktionen meines Egos, meines Verstands. So wie eben heute Morgen bei Mama, als sie die Vögel fotografieren wollte. Wir möchten unseren Glauben gerne unbedingt bewiesen haben – wollen Gründe dafür liefern, WARUM wir denn überhaupt glauben. Aber das funktioniert natürlich nicht. Dann hieße es ja Wissen, und nicht Glauben. Schön ist doch, dass wir die Zeichen und Wunder sehen können, die wir geschickt bekommen. Wem müssen wir es denn dann noch beweisen?? So erklärte ich es dann auch Mama und sie verstand, dass sie heute Morgen ein riesiges Geschenk bekommen hatte…

Mir kam dann plötzlich in den Sinn, was mein Traum mir vielleicht sagen wollte: „Unsere Toten brauchen mehr Platz!!!!“

Ja das ist es: Es geht ihnen gut! Wir brauchen nicht noch mehr Zeichen von ihnen! Sie haben es uns oft genug mitgeteilt. Sie brauchen Platz, um sich selbst zu entwickeln, Platz für ihr Weiterkommen, Platz für ihr Seelenwachstum! Oma war genervt, weil es so viel Aufregung gab wegen der vielen Erbangelegenheiten, sie war es leid, dass ihre Kinder auf der Erde dauernd deswegen miteinander diskutierten und so viele Amtstelefonate führen mussten. Sie war vielleicht auch „genervt“, weil Mama sich für so viele Sachen die Schuld gibt und ich glaube, sie war es leid, dass ihre Zeichen nicht einfach gesehen und „geglaubt“ werden. Genau so wie Romy und Lenny auch einfach nur fliegen wollen, ohne dass sie täglich als Beweis für ihre Existenz zwei Vögel auf ein Dach schicken müssen. „Unsere Toten brauchen mehr Platz!“ Oder anders gesagt: „Glaubt doch einfach daran, dass es uns gut geht, verlangt nicht dauernd nach noch mehr Zeichen von uns, wir haben doch schon so viele geschickt. Wir sind immer bei euch, auch wenn es dafür keine Beweise gibt! Aber bitte, gebt uns ein bisschen mehr Freiraum…“

Vielleicht ist es das, was der Traum mir sagen wollte?!

Ich habe immer wieder das Gefühl, dass Seelen über mich versuchen, ihren Hinterbliebenen zu sagen, dass sie bitte loslassen sollen. Immer wieder habe ich das Bedürfnis trauernden Eltern zu sagen, dass alles gut ist, dass es ihren Kindern gut geht, dort wo sie jetzt sind…. Immer wieder fühlt es sich so an, als wäre das eine der wichtigsten Botschaften dieser Seelen an ihre Familie auf der Erde.

Ich persönlich habe das Gefühl, dass ich meine beiden Engel Romy und Lenny nicht mehr zu sehr festhalte. Ich habe es sehr lange getan, ja, weil ich sie so unendlich vermisst habe… Ich habe lange, lange, lange versucht, sie „festzuhalten“. Doch ich habe mittlerweile gelernt, sie fliegen zu lassen.

Und was ich noch dabei gelernt habe ist, dass sie dennoch immer wieder zu mir kommen! Sie sind nicht weg und waren es nie.

Aber sie gehen ihren Weg, und ich gehe meinen.





© 2020 by Sandra Wagner - die Texte sind urheberrechtlich geschützt.

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